Grenzgänger

Keine Furcht vor dem scharfen Auge des Vermieters

Da weiß wohl einer, wie man sicher ist vor einem grundlos kündigenden Vermieter: Man buddelt am besten genau an der Grundstücksgrenze 🙂

Aber vielleicht sollte er sich nicht soo sicher fühlen. Immerhin hat der Vermieter der Biberburg 13 sein scharfes, fernes Auge auf seinem ganzen Stolz.
Wie anders ist es zu erklären, dass der Herr Vermieter – obwohl im Südpazifik weilend (!) – Bilder des parkenden und ladenden Autos des Mieters posten kann? Und per Sprachnachricht sich zu Wort meldet: ‚Ich werde euch nicht anschwärzen, aber die Nachbarschaft hat mich angeschrieben- waren schon beim Ordnungsamt, bei der Polizei – es herrscht große Unruhe in der Nachbarschaft – ich werde nichts unternehmen, ich will euch nur sagen, dass das aufhören muss – ich sage das im Rahmen – einer lieben, friedvollen Nachbarschaft :- ???‘

Armer Maulwurf !!!

Wie weit das Licht uns trägt …

Fröhlich ging’s zu beim musikalischen Neujahrstreffen
in der Biberburg

„Und wieder ist ein Jahr vorbei mit vollen und mit lauen Tagen.
Was bleibt, ist einerlei, was kommt, kann niemand sagen.
Und das, was ist, das Jetzt, bleibt Ziel, ich möchte den Augenblick wagen.“
Uli Führe

Aragon Mill
And the only tune I hear is the sound of the wind
as it blows through the town weave and spin.

Funny Power
Biberburg String-Quartett

Gerne haben wir in diesem Jahr auch miteinander gesungen.

Es ist für uns eine Zeit angekommen

Bretonischer Tanz

Birkenring Tango

Gute Wünsche

Wir wünschen Euch viel Segen auf allen euren Wegen!

Fotos und Videos von Carina Dorka und Andrea Krüß-Anders
Zusammenstellung Dorothea Brand

Lichtzeichen

„Steig auf den Lichtstrahl,
wir finden einen neuen Tag.
Vielleicht geht’s noch weiter.
Wir werden sehen, wie weit das Licht uns trägt.“

– Wolfram Eicke in „Ich habe mir den Himmel eingeladen“ –

Adon Olam

Lass los, die du mit Unrecht gebunden.
Lass frei, die du in Ketten gelegt.

Befreie die, die du belastest.
Reiß alles nieder, was deinen Nächsten niederdrückt.

Hashivenu

Wenn du einen verloren gehen siehst,
umhülle ihn mit deiner Liebe.

Entzieh dich ihm nicht,
zieh ihn heraus aus dem Elend.

Leha Dodi

Dann wird dein Licht aufleuchten wie in der Morgenröte,
und alles wird heil auf der Erde
.

Harte Zeiten

Und manchmal
hilft auch der Blick auf einen selbst,
um den Tag ein wenig heller werden zu lassen …

Vom Regenschirm :-))

Nigun

KlangWellen

„Die Himmel erzählen die Ehre Gottes und die Erde verändert ihr altes Gesicht“, so heißt es in einem Kirchenlied von Jan Janssen/ Fritz Baltruweit. 
Kann es einen schöneren Ort als das Strandpodest in Scharbeutz geben, wo Gottes Ehre zum Klingen gebracht wird?

Funny Power

Wieder mischten sich die KlangWellen auch in diesem Jahr mit dem Rauschen des Wassers und dem Brausen des Windes. Als Teil des umfangreichen Programms der Sommerkirche in der Lübecker Bucht erklangen regelmäßig Harfe und Gitalele auf dem Strandpodest in Scharbeutz und luden zahlreiche Strandbummler und Spaziergängerinnen dazu ein, sich von Tönen und Texten mitnehmen zu lassen und sich eine kleine Zeit des Ausruhens und Auftankens für die Seele zu gönnen.

Weiter Himmel

In vielen Begegnungen erlebten wir Frauen und Männer, die in diesen unruhigen Zeiten gerne den Moment des Aufatmens annahmen.

Ein Gebetstext bei den KlangWellen nahm das so auf:
Ich suche Gott
ich suche Ihn hier in der Weite des Meeres
wird er mir hier entgegenkommen?

Woher kommt mir Hilfe?

Meine Hilfe kommt von ihm, der nicht nur in der Weite des Meeres wohnt.
Mein Gott hat alle Himmel und Welten geschaffen,
und wenn ich ihn bitte, so weiß ich: Er ist da und hilft.

Ich suche Gott –
ich suche Ihn hier auf den Wegen, die ich gehe
wird er mir begegnen?

Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt von Ihm, der sich nicht nur um den Himmel sorgt.
Mein Gott sieht auch meine Schritte hier auf Erden,
und wenn ich falle, so richtet er mich wieder auf.“ 
nach Psalm 121

Fluss und Meer

Die KlangWellen – den Menschen zugute und Gott zu Ehre! 

Um Trost war mir sehr bange

Zuviel an Grausamkeiten – zu viel, als dass meine Seele das verkraften könnte!
Ungebremst erreichen uns Unmenschlichkeit und Gewalt in einer Welt, in der wir so nahe zusammen gerückt sind. Schmerz und Leid schier unerträglich.

Zu groß scheint der Schmerz – zu groß das Leid,

als dass irgendetwas oder irgendeine(r) trösten könnte!








Der Seele 
schützend einen 
Mantel 
umlegen

Drei Frauen – unterwegs – ins Nichts.
Verwitwet und damit in ihrer Zeit ohne rechtliche und wirtschaftliche Absicherung.
Sie haben nur sich – mehr nicht.

Hier beginnt Marc Chagall zu malen, wo die Worte fehlen:
Sie stehen beieinander, die drei Frauen.
Ihre Gesichter spiegeln wider, welchen Schmerz sie erfahren haben.
Sie halten einander, sie stützen einander. Jede die andere.
Beieinander. Nicht allein.

Es ist tröstlich – dieses Bild.
Wie der Mantel, der sich um die verletzten Seelen der drei Frauen legt.

Adon Olam

Existenzängste, Gewalterfahrungen, Verzweiflung, Tod …
die alte biblische Geschichte von Naomi ist wie ein Spiegel für die Erfahrungen unserer Tage – in der Ukraine, im Nahen Osten – vielleicht vermag uns dieser Spiegel zu sehen helfen, wie wir aus der Schockstarre herauskommen, wie wir weitergehen, wie wir einander trösten können.

Gemeinsam auf jeden Fall, gemeinsam weitergehen. Immer wieder der Angst etwas entgegensetzen können: Sich immer wieder vergewissern: Ich bin nicht allein. Immer wieder neu den Mantel um die geschundene Seele legen.


Doch woher kommt die Kraft dazu?


Ich höre eine Freundin erzählen, wie sie Kraft schöpft, wenn sie am Wasser entlang läuft – den Blick in die Weite des Meeres und des Himmels gerichtet –
ein anderer spricht davon, wie er sich auspowert – bis an die Grenzen des Belastbaren – und ein wenig Ruhe findet.

Die Natur als etwas, was umfassender, größer als wir selbst ist, kann trösten:
Es ist, als dehne sich mit unserem Körper auch unsere Seele, die soeben noch in der Enge ihrer Fixierung auf das eigene Leiden gefangen war, in die Rhythmen des Meeres hinein, in die Bewegung unserer Schritte, in die duftende Atmosphäre des Waldes, in die Weite einer freundlichen Gebirgslandschaft. Für eine Weile fühlen wir uns aufgehoben.

Für mich selbst ist auch die Musik eine Quelle des Trostes: Von den Klängen sich getragen zu wissen, erlaubt meiner Seele ein Aufatmen. Auch hier öffnet sich meine Seele. Erst vor wenigen Tagen durfte ich das wieder erleben: Im kleinen Kreis unserer ‚Musiker-Freundinnen und Freunde‘ haben wir einander Töne/Lieder geschenkt. Und wo Worte fehlen, da fangen Töne mich auf.

So tritt zu den Tönen die Nähe freundlich zugewandter Menschen, die zu trösten vermag.

Trost – das ist wie der Mantel, der sich schützend um meine Seele legt.
Die Natur, die Musik, die zugewandten Menschen – diese alle und wohl für jede und jeden selbst vielleicht noch anderes – diese alle eignen sich zu der Ummantelung der Schmerzen.

Tristan und Isolde

Naomi, Ruth, Boas und der ihnen geborene kleine Obed leben das, was ich mir zum Trost wünsche:
Menschen an meiner Seite, die den Schmerz mit mir aushalten. Die mich nicht mit billigen Worten vertrösten. Die nach Lösungen aus schwierigen Lebenssituationen suchen. Die mit mir weinen. Und die mich erfahren lassen, dass inmitten allen Leids ein Gott da ist, der mich nicht loslässt.


Ja – nach Trost ist mir immer noch bange.
Aber ich will darauf vertrauen, dass es eine Zukunft gibt –
für mich und für meine Lieben und für die an Leib und Seele Verletzten, ob in der Ukraine oder im Nahen Osten oder sonst wo auf dieser unserer Welt.

Glauben lernen?

Heute geht es um die alte Geschichte von Abraham, der am Anfang noch Abram hieß.
Abram war reich. Er lebte südlich der Stadt Ur am unteren Lauf des Tigris im heutigen südlichen Irak. Er hatte eine riesige Viehherde und auch viele Viehzüchter, die für ihn arbeiteten. Er hatte zwei Brüder, der eine war früh verstorben, aber dessen Sohn Lot hatte auch eine sehr große Herde. Mit diesen beiden Viehherden lebten sie gut am Rand der ältesten Kultur im Zweistromland.

Abram war schon über 50 Jahre alt, verheiratet mit seiner Frau Sara, sie hatten aber keine Kinder bisher. Eines Tages spricht Gott zu ihm: ‚Abraham, zieh hier weg in ein Land, das ich dir zeigen werde, und du wirst dort so viele Nachkommen haben, wie Sterne am Himmel sind.‘
Eigentlich war das nicht mehr als eine Richtungsansage: Abraham sollte durch die jordanisch, syrische Wüste und das Land, das Gott  zeigen wollte, lag dahinter. Das aber kannte Abram nicht. Er muss also in ein unbekanntes Land weiterziehen, durch eine für seine Herden sicher viel zu trockene Region.

Wir erfahren leider in der Bibel nicht, wie Gott zu ihm gesprochen hat. Manchmal spricht Gott durch Menschen, manchmal durch Erlebnisse, manchmal durch Träume – vielleicht war’s auch eine Mischung von allem. Wir wissen es nicht. Aber er hatte den Eindruck, dass Gott zu ihm gesprochen hatte.

Und jetzt bitte ich: Stellen Sie sich vor, Sie sind Abram. Stellen Sie sich vor, Sie wären über 50 Jahre alt, verheiratet, kinderlos und Gott würde Ihnen auf irgendeine Weise sagen, Sie sollen die Heimat verlassen und durch die Wüste in ein neues Land ziehen. Was würden Sie denken? Was würden Sie tun?

Antworten der Gottesdienstbesucher sammeln und auswerten.

Wir sehen es gibt viele Möglichkeiten: Einige sind ganz überzeugt davon und sie wollen sofort losziehen, andere zögern oder sind misstrauisch. Man weiß ja nie ganz genau, ob es wirklich Gott ist, der zu mir spricht. Und keiner weiß, was einen hinter der Wüste erwartet.

Abram tut, was er meint, tun zu müssen. Er zieht los auf die Verheißung hin. Das ist sicher eine Facette vom Glauben des Abram.

Ich verstehe:
Zum Glauben gehört das Hören auf Gottes Wort genauso wie das daraufhin entschlossene Handeln.

Abram zieht also durch die Wüste. Sein Neffe Lot schließt sich ihm mit seiner Herde an. Mit der Zeit und wahrscheinlich nach vielen Strapazen kommen beide irgendwann im fruchtbaren, aber schon bewohnten Jordantal an. Auf der anderen Seite im Süden von Galiläa finden sie gutes freies Weideland. Aber die Hirten von Lot und von Abram streiten sich dauernd. Die Herden kommen durcheinander, die eine Herde frisst der anderen das Gras weg, man schimpft und es kommt sogar zu kleinen Gewalttätigkeiten zwischen den Hirten. Abram und Lot setzen sich zusammen. Sie einigen sich: Man muss die Bereiche für die Herden aufteilen. Einer muss nach Norden, der andere nach Süden weiterziehen. Abram bietet Lot folgendes an: Such du dir aus, ob du nach Süden ziehen willst, dann ziehe ich nach Norden. Wenn du aber nach Norden ziehst, ziehe ich nach Süden. Lot sieht sich das Land an. Im Norden ist die relativ steinige, judäische Wüste, mit vielen Quellen dazwischen und einigen Bereichen, wo man Vieh halten kann, aber das Land im Süden, das an die hohen Berge des Libanon grenzt und von dort aus viel Wasser hat, ist sicher fruchtbarer.

Und jetzt stellen Sie sich vor, Sie wären Lot. Sie müssen jetzt entscheiden: Nehme ich das Land im Norden oder im Süden?

Antworten der Gottesdienstbesucher sammeln und auswerten.

Wir sehen, Abram ist ein großzügiger Mensch. Im Gegensatz zu Lot bietet er an, auch den schlechteren Teil eventuell zu nehmen und darauf zu vertrauen, dass Gott mit ihm geht und ihm die Nachkommenschaft geben wird, die in dem Land dann leben kann, so wie Gott es versprochen hat.

Ich verstehe:
Zum Glauben gehört Großzügigkeit.

So kommt Abraham nach Hebron, einige Kilometer nördlich des heutigen Jerusalem. Hebron war damals schon eine kleine Siedlung, umgeben von Wiesen und Feldern, wahrscheinlich wenig Ackerbau, damals hauptsächlich Viehzucht und grenzt schon fast an die Wüste Sinai.

Im Ort siedeln die Hethiter, ein Volksstamm, der eigentlich in der südlichen Türkei lebte, aber an vielen Stellen  Handelsstationen errichtet hatte. So bleibt Abram Gast in einer fremden Umgebung. Er hat auch in der Stadt gar nicht gewohnt, sondern blieb mit seinen Zelten vor den Toren der Stadt. Seine Viehherde wuchs, und es ging ihm und seiner Frau Sara gut, aber sie hatten immer noch kein Kind. Sarah schien unfruchtbar zu sein. Und da beschließt Sara etwas, das uns komisch vorkommt, aber vielleicht aus ihrer Sicht erst mal logisch erscheint, wenn Abraham von ihr keine Kinder kriegt. Vielleicht sollen die versprochenen Nachkommen ja von einer anderen Frau sein. Also sagt sie zu Abram: „Geh doch zu unserer ägyptischen Skavin Hagar und schlaf mit ihr, vielleicht könnt ihr zusammen einen Nachkommen zeugen.“ Und genau das passiert. Abram bekommt von der Hagar ein Kind, einen Sohn: Ismael. Aber danach passiert etwas, womit Sara nicht gerechnet hat. Hagar fühlt sich jetzt wie die Herrin im Haus. Sie hat den Nachkommen geboren und wird überheblich. Meint jetzt im Haushalt von Sara bestimmen zu können. Abram, darauf angesprochen, erlaubt Sara, darauf so zu reagieren, wie sie es für richtig hält.

Und jetzt stellen Sie sich bitte vor, Sie wären Sara. Wie würden Sie sich fühlen, wenn jetzt Hagar sich wie die rechtmäßige Herrin aufspielt im Haus und wie würden Sie über ihren damaligen Entschluss vielleicht im Nachhinein denken? Was würden Sie mit Hagar machen?

Antworten der Gottesdienstbesucher sammeln und auswerten.

Sara jagt Hagar fort in die Wüste. Aber Gott schickt Hagar einen Boten, der ihr zusagt, das auch auf ihr und ihrem Sohn Segen liegt und auch Ismael zum Vater vieler Völker werden wird. Abram lebt wieder mit Sarah zusammen. Er kann diese in seinen Augen seltsame Entscheidung nicht rückgängig machen. Aber er liebt Sara und bleibt mit ihr zusammen. Die beiden bekommen tatsächlich noch einen Sohn: Israel. Israel ist der spätere Stammvater des jüdischen Volkes. aber auch Ismael wird zum Stammvater, auf den sich später die ganze muslimische Welt als Nachkommen berufen wird.

Beide Söhne Abrahams haben so heute fast eine Milliarde Nachkommen. Und das sind viel mehr als wir Sterne am Himmel sehen können. Die Verheißung ist also mehr als erfüllt worden, auch weil Abraham über diese harte Entscheidung von Sara hinweg sehen konnte und sie wieder als seine Frau annehmen konnte.

Ich verstehe:
Zum Glaube gehört: Entscheidungen anderer akzeptieren und vergeben können.

Sara und Abram, der jetzt Abraham, der Vater der Völker genannt werden kann, nachdem er zwei Söhne, Israel und Ismael, hat. Er lebt noch eine lange Zeit mit Sara zusammen, als Nomaden in der Region um Hebron. Aber irgendwann stirbt Sarah vor ihm, und er möchte sie würdig, beerdigen und an einem festen Platz und nicht irgendwo, wo sie gerade ihr Zelt aufgeschlagen haben. So wendet er sich an die Hethiter in der Stadt Hebron, mit der Bitte dort einen größeren Platz für ein Grab für Sara und später auch für sich kaufen zu können. Für die Hethiter war diese Bitte sicher sehr ungewohnt, denn Abraham war ein Fremder, der aus einer andere Kultur kommt und eine andere Sprache spricht.

Stellen Sie sich bitte vor, sie wären der Statthalter dieser Stadt Hebron und müssten darüber entscheiden, ob diese Nomaden jetzt einen festen Platz mitten in ihrer Ortsgemeinde Hebron kaufen dürfen.

Antworten der Gottesdienstbesucher sammeln und auswerten.

Nicht selbstverständlich nimmt die Geschichte ihren Lauf. Die Hethiter kommen ihm entgegen, sie sind so erfreut, dass er sich in dieser Stadt fest ansiedeln möchte, dass sie ihm das Grundstück sogar schenken. Sara wird dort beerdigt. Das Grab wird gleich so hergerichtet, dass es später auch das Grab Abrahams wird und bis heute wird es von Juden und von Muslimen in Hebron als das Grab ihres Stammvaters verehrt.

Ich verstehe:
Glauben heißt, sich so zu verhalten, dass man selbst unter Fremden willkommen ist.

Die Verheißung, so viele Nachkommen wie Sterne am Himmel zu haben, ist zumindest, was die für ihn sichtbaren Sterne anging, weit übertroffen. Heute zählen sich 20 Millionen Juden, fast 1 Milliarde Muslime, ungefähr 2 Milliarden Christen, die Paulus als die Adoptivkinder Abrahams bezeichnet, als Nachkommen Abrahams.

Der entscheidende Satz des heutigen Predigttextes lautet:

Gott sah den Glauben von Abraham und nahm ihn als gerecht auf.

Paulus wird später diesen Satz genau benutzen, um zu begründen, dass man auch wie Abraham, ohne Beschneidung und ohne die jüdischen Gesetze zu kennen, ein Glaubender sein kann, und von Gott für gerecht gehalten wird. Und so sind wir Christen als Adoptivkinder letztlich auch Kinder Abrahams.

Zu der Grundfrage zurück. Was ist Glaube?  Ich denke, es gehört vieles dazu.

Zuerst das Hören, das Empfindsam-Sein für das Wort, das vielleicht von Gott kommt, das Wort, das für mein Leben entscheidend ist, das Wort, nach dem ich mich ausrichten kann. Da gehört auch Neugier dazu, dass man zuhören möchte, aber dann auch das man tut, was man erkannt hat. Und da gehört jetzt Mut und Willensstärke dazu. Da geht es um Kraft und Energie.

Aber wenn es manchmal mehrere Möglichkeiten gibt und die eine Möglichkeit jemandem Schaden zufügt, dass man dann auch verzichten kann, dass man großzügig sein kann und den vielen Lots in unserem Leben den besseren Teil überlassen und anderen auch mal das bessere Stück zuschieben kann.

Und auch, dass man Entscheidungen und selbst die harte Entscheidung von Sara, im Nachhinein nicht kritisiert, sondern stehen lässt und verzeiht und neu anfängt und Beziehungen, die lange Zeit gehalten haben, nicht einfach abbricht.

Und zuletzt, dass man auch als Fremder in einer neuen Welt so lebt, dass die anderen erfreut sind, weil ihr Leben bereichert wird

Das alles macht Glauben aus, zumindest ist das der Stand meiner Erkenntnis.

Und dieser Glauben macht uns gerecht vor Gott.

Hört als Abschluss noch mal den vollständigen Bibeltext:  Genesis 15, 1-6

Nach diesen Ereignissen kam das Wort des Herrn in einer Vision zu Abram: »Fürchte dich nicht, Abram! Ich selbst bin dein Schild. Du wirst reich belohnt werden.« Abram erwiderte: »Herr, mein Gott! Welchen Lohn willst du mir geben? Ich werde kinderlos sterben, und Elieser aus Damaskus wird mein Haus erben.« Weiter sagte Abram: »Du hast mir keinen Nachkommen gegeben, deshalb wird mich mein Verwalter beerben.« Da kam das Wort des Herrn zu Abram: »Nicht Elieser wird dich beerben, sondern dein leiblicher Sohn wird dein Erbe sein.« Dann führte er Abram nach draußen und sagte: »Betrachte den Himmel und zähle die Sterne – wenn du sie zählen kannst!« Er fügte hinzu: »So zahlreich werden deine Nachkommen sein.«
Abram glaubte dem Herrn, und das rechnete ihm Gott als Gerechtigkeit an.Amen.

Musikalisches Zeit- Zeichen

Klimawandel und Ukraine-Krieg waren die bestimmenden Themen des diesjährigen Kirchentages in Nürnberg. ‚Jetzt ist die Zeit‘ – der Kirchentag lässt innehalten, macht aufmerksam, sucht nach Veränderungen. Einen humorvollen, sehr persönlichen Beitrag dazu brachte das Kabarett von Christoph Reuter:

„Musik macht schlau (außer manche)“

…………. und setzt
in Bewegung

…… Kopf, Hände ……
… Tasten und Füsse …

Auf Zuruf nimmt Christoph Reuter die Ziffern eines Geburtsdatums auf und gibt jeder Ziffer einen Ton: – 28.10.1950 – Wolfgangs Geburtstag –

Wie lange noch?

„Jetzt ist die Zeit
Das Thema des diesjährigen Kirchentages in Nürnberg war Zeitansage. Es ist Zeit. Zeit aufzuwachen – Zeit, dem stetig fortschreitenden Klimawandel entgegenzutreten – Zeit, Unrecht beim Namen zu nennen und nicht wegzuschauen, wo Menschen mit Füssen getreten werden und Gewalt Leben unwiederbringlich auslöscht.

Jetzt ist die Zeit.
Etwas zu tun und nicht zu verzweifeln angesichts der riesigen Aufgabe, die vor uns liegt.

So ähnlich müssen es damals die Wüstenwanderer an der Schwelle zum versprochenen Land auch gefühlt haben.

Aber lasst mich die alte Geschichte von Anfang an erzählen:

Lange hatten sie in Ägypten gelebt – als Sklaven des Pharao hatten sie jegliches Recht auf Selbstbestimmmung verloren. Zu lachen hatten sie schon lange nicht mehr. Dann kommt der Abend, der alles verändern sollte: Der Aufbruch in eine ungewisse Zukunft. Über diese Zukunft hatte Mose ihnen gesagt, Gott selber sei mit ihnen und führe sie in ein Land, in dem Milch und Honig fließen.

„Wohin will er uns bringen?“
„Kann ich diesem Mann vertrauen?“
„Was passiert hier zuhause?“
„Ich habe Angst!“
„Ich möchte hierbleiben!“

Unterwegs passiert viel – immer wieder Verzweiflung. Der Blick nach vorne ist verschwommen. Durst und Hunger quälen. Dazu die Angst, vielleicht dem Falschen vertraut zu haben. 40 Jahre lang – mitten durch die Wüste.

„Ich kann nicht mehr weiter!“
„Ich möchte zurück nach Ägypten!“
„Ich bin’s Leid!“
„Was mutet der uns eigentlich zu?“
„Und wenn es den Gott, von dem Mose spricht, gar nicht gibt?“

Die Alten im Volk, die Ägypten noch in Erinnerung haben, werden immer weniger. Zwei Generationen sind inzwischen nachgewachsen. Da scheinen die Wüstenwanderer am Ziel. Der Blick öffnet sich in die Weite. Nie schien die erhoffte Zukunft näher.

Wohin geht Ihr / Euer Blick?
Meine Gedanken wandern zurück – an der einen und anderen Stelle verweilen sie. Meine erwachsenen Kinder kommen in den Blick. Werden sie und ihre Kinder ihr Leben so leben können, wie ich es konnte, wie ich es kann?
Wie wird sich die Welt verändern durch die schon jetzt mehr und mehr spürbaren Unwetter und Katastrophen?
Wird das Zusammenleben der Völker noch eine gute Chance haben angesichts von Kriegen und Machtbesessenheit?

Damals: Mose schickt Kundschafter aus. Die berichten bei ihrer Rückkehr von einem wunderschönen Land – es ist jedoch bewohnt.
Dann die Ernüchterung: Keiner von den Alten wird in das Land einziehen – auch Mose nicht. Gott bestimmt das so. Und jetzt?

„Das glaub ich nicht!“
„Warum?“
„Wofür diese ganze Strapaze?“
„Wir haben doch dem Falschen vertraut!“
„Und das soll nun mein Leben gewesen sein?!“

An der Schwelle zum versprochenen Land scheinen 40 Jahre
Wüstenwanderung vergeblich – purer Unsinn – sinnlos.

Und plötzlich wird die alte biblische Geschichte top-aktuell:
Wie wird sich die Welt verändern durch die schon jetzt mehr und mehr spürbaren Unwetter und Katastrophen?
Wird das Zusammenleben der Völker noch eine gute Chance haben angesichts von Kriegen und Machtbesessenheit?  So habe ich eben gefragt.

Und ich verstehe – vor dem Hintergrund dieser alten Geschichte: Jetzt ist Zeit. Es ist höchste Zeit. Wie die Israeliten an der Schwelle zum versprochenen Land, stehen wir an der Schwelle in unsere Zukunft, nein, wohl eher an der Schwelle der Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder. Jetzt ist die Zeit, die Zeit zu überlegen, was ich mit meinen kleinen Kräften tun kann, damit es ein Hineingehen in die Zukunft überhaupt geben kann.

Und noch einmal vergeht eine lange Zeit – damals. Die alten Geschichten der Wüste, Geschichten der Verzweiflung und des Haderns mit einem Gott,
Geschichten des Staunens, wie dieser Gott mit Manna und Wasser versorgt, Geschichten vom Verlassen-Sein und von fröhlicher Begleitung, all diese Geschichten laufen wie ein Zeitraffer immer wieder ab.

Dann endlich
hört die Stimmen an der Schwelle zum versprochenen Land:

„Es ist Zeit, dass wir unser Leben in die Hand nehmen!“
„Hat lang genug gedauert!“

„Vergesst nicht den Erfahrungsschatz unserer Alten!“
„Wir werden schon Platz finden – das Land ist groß!“
„Worauf warten wir – lasst uns losgehen!“

Und unter der Führung von Josua, des Nachfolgers von Mose, beginnt der Einzug ins versprochene Land mit der Zusage Gottes:

„Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt seist. Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst!“

Biblische Geschichte – bearbeitet im Format eines Bibliologs:
Wir werden Teil der alten Geschichte und führen diese alte Geschichte weiter – in unsere Zeit.

Jetzt ist die Zeit. Lasst uns losgehen. An der Schwelle zur Zukunft öffnet sich der Blick – kommen die Ideen – damit auch unsere Kinder und Kindeskinder Zeit und Raum zum Leben haben.

St. Patrick’s Day in Dänemark

Wunderschöne Ferientage mit Lilo und Reinhard
in Dänemark
– kalt – stürmisch – nass und sandgestrahlt –

Mit vielen schönen Gesellschaftsspielen – allen voran unser geliebtes gemeinsames Doppelkopf-Spiel – im Gepäck, haben wir die winterliche Nordsee am Ringköbing-Fjord genossen.

Immer wieder bedurfte es des ‚Aufwärmens‘,
so waren wir bald Stammgäste
in einem kleinen Cafe.

Da wir die kleine Reiseharfe und die Gitalele mit in den Urlaub genommen hatten, hatten wir die Freude und das Vergnügen, mit Einheimischen den St. Patrick’s Day zu feiern.

Unsere Gastgeber im kleinen Cafe in Söndervig

in action …

Lass leuchten dein Angesicht

Ich kann die Fernseh-Bilder der verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien kaum ertragen – unvorstellbar, welches Leid und welche Schmerzen Menschen dort erleiden …

„Ich habe das Elend meines Volkes gesehen und ihr Geschrei gehört!“
Gott sagt das, als seine Menschenkinder unter der Gewaltherrschaft des Pharaos kaputtzugehen drohen. Gott hat gesehen und – so erzählt die Bibel – beauftragt Mose, diesem Elend ein Ende zu setzen.

Das ist lange her, sagt Ihr vielleicht. Alte Geschichten,
Erzählungen, die mit uns heute doch nichts zu tun haben.

Ja – alt sind die Geschichten schon – aber was sie über Gott sagen, das hat an Deutlichkeit und Aktualität nicht verloren:
Gott sieht – und es lässt ihn offensichtlich nicht gleichgültig, was er sieht.
Es ist ihm nicht egal, wie es seinen Menschenkindern geht.


Damals bekommt Gottes Sehen und Mitleiden ein menschliches Antlitz mit Mose.
Er führt sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten.

Und heute?
Jeder Gottesdienst endet mit der Bitte an Gott, er möge uns sein Angesicht zuwenden – und ich möchte schreien und rufen: Ja, Gott! Wende dein Angesicht nicht ab, lass es über uns leuchten, lass von diesem Schein ein wenig auf unsere Gesichter fallen, damit wir einander sehen. Damit wir einander wahrnehmen, damit wir uns anrühren lassen von dem, was andere Menschenkinder erleben und ertragen.

Ob unsere Gesichter dazu bereit sind?
Ob sie bereit sind, vom Leuchten des Angesichtes Gottes etwas aufzunehmen?

Lass leuchten dein Angesicht über uns, Gott!

Leha Dodi

Ob unsere Gesichter dazu bereit sind?
Ob sie bereit sind, vom Leuchten des Angesichtes Gottes etwas aufzunehmen?

Oder wird es uns wie jenem Mann in dieser kleinen Geschichte ergehen:

Verstört stand er im Badezimmer vor seinem Spiegel – er sah – nichts. Was für ein Tag war heute? Hatte er etwas Entscheidendes vergessen? War gestern etwas passiert?

Nichts Besonderes fiel ihm ein – aber es blieb dabei: Sein Gesicht war weg. Er schaute in den Badezimmerschrank, er suchte unter dem Bett – vergeblich – sein Gesicht blieb verloren. Freunde hörten davon. Auch sie begannen zu suchen. Sie fragten ihn – er antwortete – immer wieder. Doch das Gesicht blieb verloren. Drei Tage später – sein Enkelkind besuchte ihn. Grade erzählte es davon, wie es draußen Streit gab mit den Spielkameraden und davon, wie sein Freund ihn verteidigt hatte – da war es wieder da, sein Gesicht. Der Mann staunte –

Woran erinnert Sie diese kleine Geschichte?

Meine ersten Gedanken gehen in den politischen Raum:
Ich denke an einen Herrscher Putin, der den Krieg immer weiter führt, um – ja, warum? Ja – vielleicht auch darum, um sein Gesicht zu wahren – und wenn es auch nur noch ein sehr entstelltes menschliches Antlitz ist.
Oder –
Ich denke an die Verteidigungsministerin, die ihrem Amt nicht gewachsen ist, und der nur der Rücktritt vom Amt bleibt, um nicht ihr Gesicht zu verlieren.

Vielleicht sind da auch Gedanken an den letzten Streit mit dem Partner, an Auseinandersetzungen in der Schule oder an noch anderes – Persönliches – von dem wir nur selbst wissen.

Wer sein Gesicht verliert, der verliert ein Stück weit sich selbst. Mit Gesichtsverlust droht der Verlust dessen, was uns ausmacht. Unser Gesicht kommuniziert dem anderen, wer wir sind und wie es uns geht. Unser Gesicht spricht auch ohne Worte. Wer sein Gesicht verliert, der ist für sein Gegenüber nicht mehr erkennbar.

Und wenn es dann doch passiert, dass wir unser Gesicht nicht wahren können?

So, wie es damals einem Petrus ergangen war – die Bibel erzählt davon: „Ich bin dein Freund“, sagt er zu Jesus, „ ich stehe zu dir, was auch immer kommt.“ Aber dann – wie jämmerlich: Als es hart auf hart kommt und es droht, dass er selbst verhaftet wird, da kneift Petrus: „Den da, der im Gerichtssaal steht, den kenne ich nicht.“ Dreimal passiert das – und es bleibt diesem Petrus nichts mehr als bitter zu weinen.

Das Gesicht verloren – aber Freunde gehabt, die ihn nicht fallen gelassen haben. Und dem begegnet, den er im Stich gelassen hatte, von Angesicht zu Angesicht: „Ich gebe dir dein Gesicht wieder“ sagt Jesus zu ihm. „Du bleibst mein Freund. Du wirst in Zukunft Menschen davon erzählen, wie es dir mit mir ergangen ist. Und du wirst anderen zur Seite stehen – wirst anderen suchen helfen bei ihrer Suche nach ihrem Gesicht, nach ihrem Selbst.“

Über diesen Jesus sagt die Bibel, es sei Gott selber, der dem Menschen Vis-a-vis – von Angesicht zu Angesicht – Frieden zusagt, auch Frieden mit sich selbst, Frieden mit dem, wer ich bin, mit Macken und Fehlern.

„Die Niedrigkeit seiner Magd hat er angesehen!“, jubelt eine Maria, als sie erfährt, dass sie Jesus zur Welt bringen soll.

Von Gott angesehen – wertgeschätzt und das verloren gegangene Gesicht wiedergefunden.

Wie das gehen soll?

Im menschlichen Antlitz des Freundes neben mir blickt mich Gott selber freundlich an, gibt mir mein verlorenes Zutrauen, mein Gesicht wieder.

Gottes Angesicht – es spiegelt sich wider im Gesicht des Freundes, des anderen Menschen mir gegenüber.

Wenn es dann doch geschehen ist, dass wir unser Gesicht verloren haben?

Dann ist es gut, dass jemand da ist, der uns dennoch in die Augen schaut, der seinen Blick nicht abwendet und uns alleine im Regen stehen lässt.
Dann ist es gut, Menschen zur Seite zu haben, die uns zuhören und die uns suchen helfen.

Ein Gott, der sieht, der wendet sein Angesicht nicht ab von seinen Menschenkindern.

Genau darum bitten wir ja am Ende eines Gottesdienstes:
„Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über uns und sei uns gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf uns und schenke uns Frieden!“

Gott ist für uns da, er umarmt das Schöne und das Hässliche,
das Liebenswerte und das Traurige.
Wo wir ihn in unsere Nähe kommen lassen, da geschieht Heil.

Gott, der sein Angesicht zuwendet, würdigt mich seines Blickes.
Und er beschenkt mich mit einem Mit-Menschen, den er mir an die Seite stellt.

Damit ich mein Gesicht wahren kann. Damit ich bereit bin für das leuchtende Angesicht Gottes über mir. So möge es sein! Amen!