Musikalisches Zeit- Zeichen

Klimawandel und Ukraine-Krieg waren die bestimmenden Themen des diesjährigen Kirchentages in Nürnberg. ‚Jetzt ist die Zeit‘ – der Kirchentag lässt innehalten, macht aufmerksam, sucht nach Veränderungen. Einen humorvollen, sehr persönlichen Beitrag dazu brachte das Kabarett von Christoph Reuter:

„Musik macht schlau (außer manche)“

…………. und setzt
in Bewegung

…… Kopf, Hände ……
… Tasten und Füsse …

Auf Zuruf nimmt Christoph Reuter die Ziffern eines Geburtsdatums auf und gibt jeder Ziffer einen Ton: – 28.10.1950 – Wolfgangs Geburtstag –

Wie lange noch?

„Jetzt ist die Zeit
Das Thema des diesjährigen Kirchentages in Nürnberg war Zeitansage. Es ist Zeit. Zeit aufzuwachen – Zeit, dem stetig fortschreitenden Klimawandel entgegenzutreten – Zeit, Unrecht beim Namen zu nennen und nicht wegzuschauen, wo Menschen mit Füssen getreten werden und Gewalt Leben unwiederbringlich auslöscht.

Jetzt ist die Zeit.
Etwas zu tun und nicht zu verzweifeln angesichts der riesigen Aufgabe, die vor uns liegt.

So ähnlich müssen es damals die Wüstenwanderer an der Schwelle zum versprochenen Land auch gefühlt haben.

Aber lasst mich die alte Geschichte von Anfang an erzählen:

Lange hatten sie in Ägypten gelebt – als Sklaven des Pharao hatten sie jegliches Recht auf Selbstbestimmmung verloren. Zu lachen hatten sie schon lange nicht mehr. Dann kommt der Abend, der alles verändern sollte: Der Aufbruch in eine ungewisse Zukunft. Über diese Zukunft hatte Mose ihnen gesagt, Gott selber sei mit ihnen und führe sie in ein Land, in dem Milch und Honig fließen.

„Wohin will er uns bringen?“
„Kann ich diesem Mann vertrauen?“
„Was passiert hier zuhause?“
„Ich habe Angst!“
„Ich möchte hierbleiben!“

Unterwegs passiert viel – immer wieder Verzweiflung. Der Blick nach vorne ist verschwommen. Durst und Hunger quälen. Dazu die Angst, vielleicht dem Falschen vertraut zu haben. 40 Jahre lang – mitten durch die Wüste.

„Ich kann nicht mehr weiter!“
„Ich möchte zurück nach Ägypten!“
„Ich bin’s Leid!“
„Was mutet der uns eigentlich zu?“
„Und wenn es den Gott, von dem Mose spricht, gar nicht gibt?“

Die Alten im Volk, die Ägypten noch in Erinnerung haben, werden immer weniger. Zwei Generationen sind inzwischen nachgewachsen. Da scheinen die Wüstenwanderer am Ziel. Der Blick öffnet sich in die Weite. Nie schien die erhoffte Zukunft näher.

Wohin geht Ihr / Euer Blick?
Meine Gedanken wandern zurück – an der einen und anderen Stelle verweilen sie. Meine erwachsenen Kinder kommen in den Blick. Werden sie und ihre Kinder ihr Leben so leben können, wie ich es konnte, wie ich es kann?
Wie wird sich die Welt verändern durch die schon jetzt mehr und mehr spürbaren Unwetter und Katastrophen?
Wird das Zusammenleben der Völker noch eine gute Chance haben angesichts von Kriegen und Machtbesessenheit?

Damals: Mose schickt Kundschafter aus. Die berichten bei ihrer Rückkehr von einem wunderschönen Land – es ist jedoch bewohnt.
Dann die Ernüchterung: Keiner von den Alten wird in das Land einziehen – auch Mose nicht. Gott bestimmt das so. Und jetzt?

„Das glaub ich nicht!“
„Warum?“
„Wofür diese ganze Strapaze?“
„Wir haben doch dem Falschen vertraut!“
„Und das soll nun mein Leben gewesen sein?!“

An der Schwelle zum versprochenen Land scheinen 40 Jahre
Wüstenwanderung vergeblich – purer Unsinn – sinnlos.

Und plötzlich wird die alte biblische Geschichte top-aktuell:
Wie wird sich die Welt verändern durch die schon jetzt mehr und mehr spürbaren Unwetter und Katastrophen?
Wird das Zusammenleben der Völker noch eine gute Chance haben angesichts von Kriegen und Machtbesessenheit?  So habe ich eben gefragt.

Und ich verstehe – vor dem Hintergrund dieser alten Geschichte: Jetzt ist Zeit. Es ist höchste Zeit. Wie die Israeliten an der Schwelle zum versprochenen Land, stehen wir an der Schwelle in unsere Zukunft, nein, wohl eher an der Schwelle der Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder. Jetzt ist die Zeit, die Zeit zu überlegen, was ich mit meinen kleinen Kräften tun kann, damit es ein Hineingehen in die Zukunft überhaupt geben kann.

Und noch einmal vergeht eine lange Zeit – damals. Die alten Geschichten der Wüste, Geschichten der Verzweiflung und des Haderns mit einem Gott,
Geschichten des Staunens, wie dieser Gott mit Manna und Wasser versorgt, Geschichten vom Verlassen-Sein und von fröhlicher Begleitung, all diese Geschichten laufen wie ein Zeitraffer immer wieder ab.

Dann endlich
hört die Stimmen an der Schwelle zum versprochenen Land:

„Es ist Zeit, dass wir unser Leben in die Hand nehmen!“
„Hat lang genug gedauert!“

„Vergesst nicht den Erfahrungsschatz unserer Alten!“
„Wir werden schon Platz finden – das Land ist groß!“
„Worauf warten wir – lasst uns losgehen!“

Und unter der Führung von Josua, des Nachfolgers von Mose, beginnt der Einzug ins versprochene Land mit der Zusage Gottes:

„Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt seist. Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst!“

Biblische Geschichte – bearbeitet im Format eines Bibliologs:
Wir werden Teil der alten Geschichte und führen diese alte Geschichte weiter – in unsere Zeit.

Jetzt ist die Zeit. Lasst uns losgehen. An der Schwelle zur Zukunft öffnet sich der Blick – kommen die Ideen – damit auch unsere Kinder und Kindeskinder Zeit und Raum zum Leben haben.