ACHTUNG: BISSIG

Zum Hundedorf mutiertes Seniorendorf auf der ehemaligen Seekoppel in Bosau nimmt eigentüm(er)liche Züge an

Hund oder Mensch – das Gründerehepaar des Seniorenprojektes Uhlenbusch hat sich entschieden: Mit der Idee einer großartigen Vision für gemeinschaftliches Älter-Werden lockt man die ersten Mieter für die zu dieser Zeit noch im Bau befindliche Siedlung und lädt sie ein zur Mitgestaltung einer neuen Form des Zusammenlebens. Wenig später stellt sich heraus, dass die nun im Dorf lebenden mündigen Menschen nicht kompatibel sind mit den eigenen Vorstellungen. Nun setzt man alles daran, die nicht genehmen Mieter wieder loszuwerden. Etwa 2/3 der ersten Mietergeneration hat vier Jahre nach Baubeginn die Konsequenzen gezogen und den Uhlenbusch verlassen. Weggeekelt – weil sie dummerweise Menschen und nicht Tiere waren.

Das ist schon eine seltsam verkehrte Welt, die man sich im Uhlenbusch geschaffen hat.

  • Hunde haben oberste Priorität.
    Ein zwei Meter hoher Zaun umschließt das Dorf und vermittelt den Eindruck, dass hier ein elitärer Verein zuhause ist, der mit den Menschen ‚draußen‘ nichts zu tun haben will. Hunde dürfen sich hier frei bewegen, sie dürfen Bewohner stellen und anbellen, dürfen auf den privaten Terrassen und den kleinen Gartenstreifen ihre Notdurft hinterlassen. Sich auch gegenseitig Machtkämpfe liefern. Oder Mieter Krankenhaus-reif beißen. Leinenzwang für gefährliche Hunde gab es nur solange, wie die Mieter, die einen ‚Biss-Unfall‘ zur Anzeige gebracht hatten, ausgezogen sind.

    Und sollte mal ein Tier sterben, so ist man sich sicher, dass es auf dem Uhlenbuschgelände beigesetzt werden kann. Auf einem – nicht angemeldeten – Tierfriedhof in unmittelbarer Nähe der eigenen Uhlenbusch-Brunnens kann man bereits 15 (!) Tiergräber besuchen.

  • Angst vor Öffentlichkeit
    Ich habe drei Jahre im Uhlenbusch gewohnt. Und immer wieder zeigt sich das gleiche Muster: Es darf nichts ‚nach draußen‘ dringen – ob das Vorfälle mit den Hunden betrifft oder abrechnungstechnische Fragen oder vorsichtige Versuche, den Uhlenbusch dem Dorf Bosau näher zu bringen. Oder eben auch der Tierfriedhof. Oder der Umgang mit Corona im ersten Jahr der Pandemie. Es darf nichts ‚nach draußen‘ dringen – wer sich an dieses ungeschriebene Gesetz nicht hält, wird der Übergriffigkeit beschuldigt. Oder nicht mehr gegrüßt. Oder so behandelt als gäbe es sie oder ihn nicht.

  • Menschen
    Das zum Hundedorf mutierte Seniorendorf hat inzwischen unendlich viele Schrammen und Beulen, die die ursprüngliche wunderbare Vision gemeinschaftlichen Lebens kaum noch erkennen lässt. Dabei sollte es doch  etwas ganz Besonderes werden,  dieses wie eine Ferienhaussiedlung anmutende Dörfchen am Ende des Ortes Bosau:
    Man lebt Gemeinschaft, achtet aufeinander, kann aktiv und selbstbestimmt alt werden, ein würdevolles Leben bis zuletzt führen. Die vom Dorfgründer gepriesene besondere Qualität im Umgang und Gespräch miteinander hat sich ins Gegenteil verkehrt. Ein Tierfriedhof ist selbstverständlich, ein Baum mit einer Gedenktafel für verstorbene Uhlenbusch-Mieter allerdings verboten. Ins Seniorenprojekt eingebrachtes Eigentum wie teures Werkzeug ist nur solange geduldet, wie man Eigentümer und Werkzeug – auch für private Zwecke der GmbH – benötigt. Danach ist möglichst beides zu ‚entsorgen‘.

    Mensch oder Tier?
    Das Gründerehepaar Reimann hat sich entschieden!
    Dorothea Brand

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